Iliosakralgelenk-Schmerzen (ISG)
Ein Mystisches Geheimnis?
Etablierte Wissenschaft bemüht das Unerklärliche
So wir es zumindest von dem renommierten Wirbelsäulenexperten Prof. Dr. med. Jürgen Harms aus Heidelberg bezeichnet. Er hat mehr als 10.000 Wirbelsäulenoperationen gemacht und versteht die sogenannte Dysfunktion des Iliosakralgelenks immer noch nicht. Das ist auch gar nicht so verwunderlich, denn eigentlich gibt es diese Dysfunktion gar nicht. Immerhin sollen 20-30% aller Patienten mit Kreuzschmerz eine ISG-Problematik haben.
Im Röntgenbild sieht man nichts
Das Problem ist folgendes. Häufig sieht man eine beginnende Coxarthrose, eine Veränderung also an der Hüfte, aber das ISG ist völlig unauffällig. Der Schmerz wird allerdings irgendwo da gespürt. Da das Gelenk unauffällig ist, müssen es die Bänder sein, denn nur die haben auch Nervenrezeptoren. Werden diese Bänder infiltriert oder verödet (Thermoablation)und geht es dem Patienten besser, dann wir das als Beweis genommen, dass das ISG betroffen ist. Bei wieder Auftreten ist dann eine Versteifung des Gelenks (Arthrodese) angezeigt.
Nach unseren Erfahrungen ist der Sachverhalt ein völlig anderer. Es geht also um eine andere Vorstellung, eine neue Interpretation.
Iliosakralgelenke sind stabil
Das bedeutet, die einseitige Blockierung eines Iliosakralgelenks (ISG) ist sehr unwahrscheinlich. Das Gegenteil von dem, was immer wieder von Therapeuten behauptet wird, weil es nicht, wie die landläufige Vorstellung aus dem Gelenk rutschen oder es zu einer Blockade kommen kann. Das ISG ist ein geradezu perfektes Gelenk, das sich theoretisch in jede Richtung drehen kann. Die Kreuzbeinfläche ist bohnenförmig konkav die des Hüftknochen leicht konvex. Diese grosse Freiheit wird enorm eingeschränkt durch extrem belastbare Bänder mit einer raffinierten Anordnung.
Die stabilisierenden Bänder sind im ganzen Becken verteilt
Die Bänder sind unmittelbar um das Gelenk herum, 2 davon an der Vorderseite, sowie 5 strahlenförmige, die wie einzelne Finger auf die Hinterseite entlang des ganzen Kreuzbeines greifen. Der grosse Clou sind die weit entfernten starken Verbindungsbänder zwischen Darmbein und Kreuzbein. Durch ihren langen Hebel machen sie grössere Bewegungen, wie ein Herausgleiten, unmöglich. Sie verhindern sowohl die Drehung als auch die Gegendrehung. Durch die glatte Gelenkoberfläche ist eine Bewegung nur dann leicht möglich, wenn die Bänder das zulassen. Und das tun sie eben nicht bei normaler und auch bei extremer Belastung (Baumstamm tragen). Die natürliche Bewegung des Beckens ist nicht ganz leicht zu verstehen. Denn es gibt noch eine Kuriosität.
Die Bewegung des Beckens von unten nach oben, die „Nutation“
Aber bei einer konzertierten Aktion aller Bänder im Becken passiert in Ausnahmefällen etwas sehr Merkwürdiges, die Nutation. Eine völlig verrückte Geschichte, eine Bewegung, die wichtig ist zum Beispiel bei einer Geburt. Die Mechanik ist wirklich schwer zu verstehen, weil sie in einer Bewegung den Beckeneingang öffnet, aber gleichzeitig den Beckenausgang schliesst und in einer weiteren Bewegung genau das Gegenteil macht, nämlich den Beckeneingang schliesst und gleichzeitig den Beckenausgang wieder öffnet.
Entdecken Sie beim einfachen gehen die Genialität Ihrer Beckengelenke
Um diesen genialen Mechanismus am eigenen Leibe zu erleben müssen Sie nicht unbedingt ein Kind zur Welt bringen. Sie können es jeden Tag und jederzeit selbst ausprobieren. Denn dieser Mechanismus ist eine der wichtigen Voraussetzungen, damit wir überhaupt aufrecht mit der Haltung einer Säule gehen können. Das Problem: unten müssen sich die Beine sehr rasch bewegen können mit unterschiedlicher Gewichtsverteilung jeweils auf die eine und andere Seite und außerdem nach vorne und hinten. Für oberhalb des Beckens gilt genau die umgekehrte Forderung. Hier muss alles so ausgerichtet sein, dass der Kopf mit seinen Regieanweisungen keinen unnötigen Schwankungen ausgesetzt ist. Die Aufgabe des Beckens ist es nun, diese beiden gegensätzlichen Bedürfnisse zu erfüllen. Die Lösung ist wieder einzigartig.
Wie viel Kenntnis hat ihr Fachmann von diesen Verhältnissen. Prüfen Sie es!
Lassen Sie sich das von Ihrem vertrauten Fachmann erklären. Dann wissen Sie, wie viel Ahnung von der Mechanik des Beckens Ihr Gegenüber hat, besonders, bevor eine eingreifende Massnahme ergriffen wird oder Sie eine unsinnige Übung machen sollen, die nicht sofort und dauerhaft wirkt (und das sind alle, die Sie bisher gemacht haben). Bitten Sie Ihren Arzt zu erklären, was eine „Nutation“ ist. Wenn er das nicht befriedigend kann, hat er keine Ahnung von seinem Job. Machen Sie ruhig den Test. Sie werden erstaunt sein von dem Ergebnis.
Die Lösung des Problems
Die ISG-Schmerzen haben gar nichts mit dem Gelenk zu tun. Sie sind eine Projektion der unmittelbar in der Nähe platzierten überspannten Muskelfasern.
Der zwanghafte Blick auf Knochen und Gelenke, die Erwartung und Hoffnung, dass man eine interpretierbare Veränderung mit bildgebenden Verfahren sehen kann, haben die Beobachtungsfähigkeit der Therapeuten getrübt. Es ist aber auch nicht ganz so einfach.
Verantwortlich für die Schmerzen: Knotenbildung in den Myofibrillen
Die überdehnten Myofibrillen der Gluteus Muskulatur haben in ihrer Verzweiflung versucht, ein paar ihrer langgezogenen Stränge wieder ein wenig zu verkürzen, indem sie einfach Knoten gebildet haben, und zwar jeweils an ihren äussersten Enden. Das ist dasselbe Phänomen wie Sie es an Ihren verspannten, verknoteten Schultern tasten können. Da die längsten und am stärksten betroffenen Fasern direkt gegenüber des IS-Gelenks liegen, ist es nicht verwunderlich, wenn nach der Vorstellung, es könne ja nur das Gelenk sein, der Schmerz auch an dieser Stelle vom Patienten wahrgenommen wird. Die jeweils momentan gängige Vorstellung in der Medizin bestimmt immer die allgemeine, jetzt herrschende Weltsicht und der Betroffene gibt dann von alleine auf die Frage „wo tut es denn weh?“ die prompte Antwort „im ISG!“. So entsteht fälschliche Wahrheit. Woher wissen wir das so genau? Wir können nie etwas genau wissen. Wir können nur neue Vorstellungen entwickeln, die auf Beobachtung beruhen.
Schmerzen einfach selbst wegdrücken, können Sie selbst, ohne Hilfe
Doch vielleicht überzeugt Sie dieses ein wenig. Sie können diese Technik sofort ausprobieren und sich dann unmittelbar danach auch eine Meinung bilden. Wenn Sie die Rezeptoren im Darmbeimknochen durch Druck ausschalten, verschwindet der Schmerz sofort. Da die langjährige Verspannung in der Muskulatur anfangs nur kurzfristig zu beheben ist und zudem bei Belastung immer wieder kommt, ist eine unter Umständen mehrfache tägliche Behandlung (Ausschaltung) nötig. Da das sehr einfach ist, können das die Meisten selbständig zu Hause machen. Die Anleitung ist ein wenig kompliziert und deswegen empfehlen wir in diesem Falle direkt uns in der Praxis aufzusuchen. Nur wenn Sie exakt gelernt haben die Punkte zu finden werden sie auch Erfolg haben. Und zwar sofort.
Ohne die vordere Seite geht es nicht
Wie immer sei auch hier darauf aufmerksam gemacht. Ohne Einbeziehen der Vorderseite geht nichts. Ziel muss also bleiben, die vorhandene Verspannung und Dysbalance möglichst im ganzen Körper zu beseitigen. Das wird ein paar Wochen in Anspruch nehmen. Aber es wird sich lohnen. Es spart chirurgische Eingriffe und Schmerzen und eröffnet die Möglichkeit, ein Leben lang beweglich zu bleiben.