Bandscheibenvorfall
Eine vorgefallene Bandscheibe – gibt es das überhaupt?
Die alte Vorstellung
Der Name Bandscheibenvorfall sagt es schon, was angeblich vorgefallen sein soll. Teile des Faserknorpelrings und des Gallertkerns sind nach hinten in den Wirbelkanal eingebrochen und drücken jetzt auf Rückenmark und/oder auf die seitlichen Nervenwurzeln. Je nachdem, wo dieses Phänomen auftritt, empfinden wir die Einschränkungen. Im Halsbereich sind häufig ein oder beide Arme (Brachialgie) betroffen, bei den Beinen (Ischialgie) strahlen die Schmerzen aus in den Lendenbereich, oft mit einem Taubheitsgefühl. Manchmal werden auch Lähmungserscheinungen für die Symptome der Diskushernie verantwortlich gemacht.
Die alte Therapie
Sie folgt der gängigen Vorstellung von der Schmerzentstehung. Logischerweise richten sich danach die angebotenen therapeutischen Verfahren. Schmerzmittel, oral und auch lokal verabreicht, physikalische Therapie, Operationen. Zwischen den Schmerzschüben, Sport, Gymnastik, Rückenschule, Bäder, Fango usw.
Anatomie der Bandscheibe
Zum Auffrischen: Vorne zur Brusthöhle hin besteht der runde bis ovale Wirbelkörper aus Knochen. Verbunden sind die Wirbel untereinander über die harten aber elastischen Bandscheiben mit ihrem Schwammeffekt. Ein harter Kern liegt in der Mitte der Zwischenwirbelscheibe. Vom Wirbelkörper gesehen nach hinten kommt ein Knochenring mit drei Fortsätzen, zwei zur Seite und einer nach hinten Hier setzen die Rückenmuskeln und bewegen soll den gesamten Oberkörper. Davor wird eine Röhre gebildet, in der das Rückenmark schwimmt und ebenso die Nerven, eingebettet in einen Wassersack. Von hier gehen segmental die einzelnen Nervenbündel zur Seite ab, um die entsprechenden Segmente zu versorgen.
Wie kommt der Bandscheibenvorfall zustande?
Wenn sich der gallertartige Kern der Zwischenwirbelscheibe durch die ringförmige Struktur aus hartem Bindegewebe in Richtung Nerven nach hinten durchgearbeitet hat, dann sollten wir dieses Ereignis an den Stellen erwarten, an denen die Wirbelsäule am stärksten gebogen ist, an dem der Druck in der Scheibe an der Vorderseite sehr hoch, an der Hinterseite jedoch deutlich verringert ist (Kyphose). Das ist bei den Allermeisten von uns Europäern im Bereich der Brustwirbelsäule der Fall. Um den 4.-5. Brustwirbel haben wir den grössten Knick. Hier sollten wir eigentlich die meisten Bandscheibenvorfälle erwarten. Das Gegenteil aber ist der Fall. Die meisten Operationen werden gemacht bei einer Lordose (Hohlkreuz, Biegung nach hinten). Aber wie kann hier etwas rausspringen? Wenn der Kern zusammengedrückt wird, dann kann er nur nach vorne springen, wie ein Kirschkern, den Sie zwischen Daumen und Zeigefinger drücken. Doch das kommt praktisch nie vor. Immer nach hinten drückt sich der Kern raus. Wie kann das sein?
Einbruch der Wirbelkörper
Chirurgen erklären das so. Durch die krumme Haltung wird die Rückseite der Knochen (nicht die Zwischenwirbelscheibe) so gequetscht, dass das harte Knochenmaterial praktisch zerkrümelt wird und einbricht. In diese Lücke drängt dann ein Teil des deformierten Kerns. Der muss dann operativ beseitigt werden, damit der dahinter liegende Nerv nicht geschädigt wird.
Kann alles vermieden werden durch frühzeitiges „Druck rausnehmen“?
Wo kommt der Druck auf die Knochen her? Vielleicht vom Sitzen? Naturvölker haben weder Rückenschmerzen noch einen Bandscheibenvorfall. Dabei ist bei ihnen die Belastung der Wirbelsäule um ein vielfaches höher als bei uns heute. Aber diese Menschen bewegen sich den ganzen Tag und die gesamte Muskulatur ist ausgeglichen, harmonisch und stark. Bei uns finden wir das Gegenteil, zu wenig Bewegung, einseitige Belastung, eine Dysbalance der Muskeln, die zu massiven Verspannungen führt. Und zwar sowohl an der Vorderseite als auch hinten. Dieser muskuläre Schraubstock zeigt sich schon in der Haltung ab dem 10. Lebensjahr und wird jedes Jahr ein klein wenig mehr angezogen, bis irgendwann das zentrale Überwachungszentrum für Wohlbefinden im Gehirn nicht mehr zufrieden ist, Gefahr wittert und sich bemerkbar macht – durch Schmerzen.
Die Bandscheibe muss atmen können.
Die Wirbelsäule muss beweglich bleiben nach allen Seiten
Sie muss auch für die Versorgung der Bandscheiben sorgen. Zu wenig in unserer Gesellschaft wird daran gedacht, dass das häufige, leichte Zusammenpressen der Bandscheibe beim stehenden Menschen für deren Pufferfunktion notwendig ist. Dadurch wird der Flüssigkeitsaustausch dieser Scheibe gewährleistet. Spannung im Stehen und bei der Arbeit und Entspannung im Liegen und bei rhythmischen und leichten Bewegungen wie z.B. Tanz. Im Liegen wird die umgebene Versorgungsflüssigkeit wieder eingesaugt. Das funktioniert wie bei einem Schwamm. Da die knorpelige Struktur der Scheibe weder Gefässe noch Nerven hat, ist sie auf diesen Pumpmechanismus angewiesen. Das ist auch der Grund dafür, warum wir alle morgens grösser sind als abends. Wichtig ist also, dass sich die Bandscheibe wieder ausdehnen kann. Wenn das nicht möglich ist, kann es früher oder später zu der oben beschriebenen Katastrophe kommen, eben dem Bandscheibenvorfall.
Vordere und hintere Muskulatur wirken wie ein Schraubstock
Die Frage ist also: Warum kann sich die Bandscheibe nicht mehr ausdehnen. Warum bleibt sie in einem mehr oder weniger ausgepressten Zustand? Es sind die verkürzten Strukturen des hier überall vorhandenen Bindegewebes, das in Form Platten, Sehnen und Bändern die Bandscheiben einschnürt.
Angefangen hat es mit den Frontmuskeln, die durch das ewige Sitzen (Inaktivität) sich verkürzt haben. Die Folge ist eine schlechte Haltung mit nach vorne hängendem Kopf. Die ganze Vorderseite ist zu kurz. Die Schultern sind nach vorne gezogen und durch zu langes Sitzen auch noch das Becken nach vorne geschoben. Kein Wunder, dass die Rückenmuskulatur Schwierigkeiten hat, permanent den ganzen Rumpf nach hinten zu ziehen. Dafür ist die Muskulatur nicht eingerichtet. Eine reaktive Verspannung ist die Folge. Wenn die Klammer von vorne und hinten immer enger wird, treten die ersten Schmerzen auf.
Zwischenwirbelscheibe mit Gallertkern muss beweglich bleiben
Die Bandscheiben halten diesen zunehmend fester werdenden Schraubstock ziemlich lange aus, ohne eigentlichen Schaden zu nehmen und ohne irgendwelche Veränderung zu zeigen. In dieser Phase kann man das ganze Problem leicht lösen, indem man einfach die Spannung wegnimmt und die Bandscheiben und benachbarte Gelenke, die ja immer auch mit betroffen sind, befreit.
Schmerzen kommen aus dem Bindegewebe, dem elastischen, beweglichen Teil unseres Körpers
Woher kommen die Schmerzen, wenn der knöcherne Nervenkanal nicht verengt ist und wenn auch sonst keine sichtbaren Veränderungen festzustellen sind? Die Antwort kann nur sein: Aus dem verspannten Bindegewebe, das die Form und Struktur für die eingeschlossenen Muskelfibrillen bildet. Wenn weit entfernt vom Geschehen die Ausstrahlungen schmerzen und lähmen, sind Nerven beteiligt. Diese ziehen, meist zusammen mit Gefässen, durch verspannte Muskelstränge. Deren bindegewebige Fasern verbacken, können nicht mehr geschmeidig gegenseitig gleiten und quetschen Nerven und Gefässe ab. Die Versorgung ist eingeschränkt. Die oberflächlichen Schichten des Nerven sind zuerst betroffen (Schmerzen, Taubheit, Kribbeln), später auch die tieferen Schichten (Lähmung).Sobald das Muskel-Bindegewebe-System durch unsere Methode entspannt wird, verschwinden die Symptome wie Nebel in der Morgensonne.
Autochthone Muskulatur im Rücken, die selbstständig funktioniert
Während man im Prinzip jeden Muskel passiv dehnen kann und damit auch die verkürzten Sehnen langsam, aber doch spürbar verlängert werden können, bietet uns die Rückenmuskulatur eine Besonderheit, die sogenannten autochthonen Muskeln, die sich mit den knöchernen Wirbelkörpern an Ort und Stelle entwickelt haben, im Gegensatz zu allen anderen Rückenmuskeln, die von den Seiten und Extremitäten „eingewandert“ sind. Diese Muskeln agieren unabhängig von unserem bewussten Willen. Obwohl zur quer gestreiften Muskulatur gehörig, können diese Teile für die meisten Menschen nicht angesteuert werden. Wir kennen das von der glatten Muskulatur, zum Beispiel des Darmes, die auch nicht willentlich beeinflusst werden kann. Das heisst, diese Muskeln sind auch nicht trainierbar und schwer zu dehnen.
Mit Druckpunkttherapie Entspannung und sofortige Linderung
Mit der myofaszialen Druckpunktpressur erreicht man auch deren Tastkörperchen ganz gut, auch diese Sehnen entspannen sich und können verlängert werden. Ein einzigartiges Phänomen, das bisher weder bekannt war noch in irgendwelcher Weise Einzug gehalten hat in eine bekannte Therapie. Dabei ist der Erfolg verblüffend und faszinierend zugleich. Wenden wir die myofasziale Dehnung bei den betroffenen, einengenden Muskeln an, dann verschwindet ein Grossteil der Schmerzen schon bei der ersten Behandlung innerhalb von Minuten. Das ist ein Gefühl von Befreiung und Erlösung und die vorher bestehende Bewegungsblockade ist weitgehend aufgehoben.
Therapie immer Vorne + Hinten
Damit kann der üble Schmerz an der Rückseite sofort vermindert werden, der, zur Erinnerung ja lediglich eine Projektion des Gehirns ist. Entscheidend für die Therapie ist aber die Behandlung der Vorderseite. Ohne diese Behandlung werden Sie ein Leben lang geplagt werden. Die Vorderseite, die in der klassischen Medizin noch gar nicht beachtet wird, ist also wichtiger. Natürlich werden Sie sich nur jemandem anvertrauen, der Ihnen beides anbietet.